Ernährungsformen
Veröffentlicht am:17.01.2024
15 Minuten Lesedauer
Mit der Ernährung etwas für die eigene Gesundheit und gleichzeitig für die Umwelt tun: Der Ernährungsplan der Planetary Healt Diet zeigt einen Weg, wie das gelingen kann. Erfahren Sie, was dahinter steckt und wie sich der Plan gut umsetzen lässt.
Inhalte im Überblick
- Hintergründe der Planetary Health Diet – eine Ernährungswende ist nötig
- Die Ziele der Planetary Health Diet
- Was schlägt die Planetary Health Diet genau vor?
- Planetary Health Diet-Wochenplan – wie könnte er aussehen?
- Was ist sonst noch wichtig bei der Planetary Health Diet?
Hintergründe der Planetary Health Diet – eine Ernährungswende ist nötig
Alle Menschen auf dieser Erde gesund ernähren und die Umwelt bewahren – das sind die beiden Ziele der Planetary Health Diet. Entwickelt wurde sie 2019 von der EAT-Lancet-Kommission.
Was ist die EAT-Lancet-Kommission?
EAT ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die sich dem Ziel verschrieben hat, eine faire, nachhaltige und gesunde Ernährung für alle Menschen zu verwirklichen. The Lancet ist eine führende medizinische Fachzeitschrift. Bei der EAT-Lancet-Kommission handelt es sich um eine Kooperation von EAT und The Lancet.
Der EAT-Lancet-Kommission gehören 37 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 16 Ländern an. Sie kommen aus verschiedenen Fachrichtungen wie Humanmedizin, Agrarwissenschaft, Politikwissenschaft oder Klimaforschung. Die gemeinsame Aufgabe ist die Entwicklung globaler wissenschaftlicher Ansätze für eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Lebensmittelproduktion.
Die Forschenden der EAT-Lancet-Kommission beschäftigt, dass die Ressourcen, die die Erde für die Ernährung der Menschen bereithält, begrenzt sind – zum Beispiel Flächen, um Nutzpflanzen anzubauen oder Tiere zu halten, oder Wasser zur Bewässerung. Jetzt und angesichts der wachsenden Erdbevölkerung vor allem in Zukunft müssen wir diese Ressourcen besser nutzen.
Die Erzeugung von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln verbraucht mehr Flächen und setzt mehr schädliche Klimagase frei als die von pflanzlichen Lebensmitteln. Wenn bei allen Menschen auf der Welt so viele tierische Lebensmittel auf dem Speiseplan stünden wie bei vielen Menschen in den Industrienationen, würde die Erde ihre Belastungsgrenze überschreiten. Gleichzeitig ist eine Ernährung mit viel Fleisch und tierischen Fetten schlecht für die Gesundheit: Adipositas, Typ-2-Diabetes und viele Herz-Kreislauf-Krankheiten hängen mit Essgewohnheiten zusammen und sind in Industrieländern regelrechte Volkskrankheiten – während Menschen an anderen Orten hungern. Eine grundlegende Veränderung der Landwirtschaft und der Ernährungsweise ist unvermeidlich: Für unsere Gesundheit und damit das, was unser Planet für seine Bewohner bereithält, für alle reicht.
Die Ziele der Planetary Health Diet
Das Hauptziel des Forschungsteams ist die Antwort auf diese Frage:
Wie ist es möglich, bis 2050 alle der dann rund 10 Milliarden Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören?
Das erfordert einen Wandel in der Landwirtschaft mit weniger Klimagasen, weniger Wasser- und Flächenverbrauch, weniger Düngemitteleinsatz und besserem Artenschutz – alles, um die Belastungsgrenzen der Erde nicht zu überschreiten. Damit eine nachhaltige Landwirtschaft genug Lebensmittel für alle Menschen liefert, müssen sich die Ernährungsgewohnheiten der Menschen verändern. Hier kommt die Planetary Health Diet ins Spiel: Wenn sich alle Menschen bei ihrer Ernährung daran orientieren, fördern sie nicht nur ihre individuelle Gesundheit, sondern sorgen auch dafür, dass eine nachhaltige Landwirtschaft alle ernähren kann. Grob gesprochen sieht die Planetary Health Diet eine weltweite Verdopplung des Konsums von Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst und Nüssen und eine Halbierung des Konsums von Fleisch und Zucker vor. Ergänzt wird der Speiseplan durch moderate Mengen an Fisch und Meeresfrüchten, sowie Geflügel. Die EAT-Lancet-Kommission schätzt, dass sich mit der Planetary Health Diet jährlich rund 11 Millionen Todesfälle vermeiden lassen, die auf Fehlernährung oder Mangel beruhen.
Was schlägt die Planetary Health Diet genau vor?
Die Forschenden haben einen Speiseplan mit konkreten Empfehlungen für eine gesunde und gleichzeitig umweltgerechte Ernährungsweise entwickelt. Der Speiseplan sieht als Berechnungsgrundlage eine tägliche Zufuhr von 2.500 Kilokalorien vor. Er kann deshalb nur als Orientierung dienen und muss im Einzelfall angepasst werden, weil zum Beispiel Menschen, die viel sitzen, weniger Kalorien benötigen als körperlich Tätige. Bei der täglichen Mengenzufuhr der einzelnen Lebensmittel lässt der Plan Spielraum für eine individuelle Auslegung. Neben der idealen Menge wird auch die tolerierbare angegeben. Er ist also kein strenges Regelwerk, sondern vielmehr ein Vorschlag, der persönliche Vorlieben und kulturelle Traditionen berücksichtigt.
So sieht der Speiseplan der Planetary Health Diet aus
Empfohlene Menge pro Tag in Gramm (und Toleranzspannen) | Kalorienaufnahme pro Tag in Kilokalorien | |
---|---|---|
Kohlenhydrate | ||
Vollkorngetreide | 232 | 811 |
Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln und Maniok) | 50 (0-100) | 39 |
Gemüse | 300 (200-600) | 78 |
Obst | 200 (100-300) | 126 |
Proteinquellen | ||
Vollmilch oder aus derselben Menge Milch hergestellte Milchprodukte | 250 (0-500) | 153 |
Rind-, Lamm- oder Schweinefleisch | 14 (0-28) | 30 |
Geflügel | 29 (0-58) | 62 |
Eier | 13 (0-25) | 19 |
Fisch | 28 (0-100) | 40 |
Hülsenfrüchte | 75 (0-100) | 284 |
Nüsse | 50 (0-75) | 291 |
Zusätzliche Fette | ||
Ungesättigte Fettsäuren (die meisten Pflanzenöle) | 40 (20-80) | 354 |
Gesättigte Fettsäuren (zum Beispiel Butter, Schmalz, Palm- und Kokosöl) | 11,8 (0-11,8) | 96 |
Zugesetzter Zucker / alle Süßungsmittel | 31 (0-31) | 120 |
Kritik an der Planetary Health Diet
Allgemein wird anerkannt, dass die EAT-Lancet-Kommission erstmals gesundheitliche und ökologische Aspekte zusammenführt und in einen globalen Rahmen stellt. Und auch wenn die Planetary Health Diet und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bei Milchprodukten abweichen (die DGE-Empfehlungen sind nicht ökologisch ausgerichtet), sind sie ansonsten ähnlich: Es geht jeweils um eine pflanzenbetonte, fleischarme Ernährung. Kritik zielt darauf, dass die Planetary Health Diet kulturelle Besonderheiten zu wenig beachte und sich manche Ernährungsgewohnheiten zu stark ändern müssten. Zum Beispiel wird in afrikanischen Ländern ein Vielfaches der empfohlenen Menge stärkereicher Gemüsesorten verzehrt. Die Empfehlungen müssten länderspezifisch angepasst werden.
Planetary Health Diet-Wochenplan – wie könnte er aussehen?
Die Mengenangaben in der Tabelle der EAT-Lancet-Kommission wirken arg theoretisch und man muss sie noch auf den eigenen Kalorienbedarf umrechnen. Bei 2.500 Tageskalorien sind pro Woche (ohne Toleranzspanne) nur ein Ei, ein Fischfilet, ein Hähnchenbrustfilet oder ein Stück Rindfleisch vorgesehen – mit jeweils unter 200 Gramm. Andererseits dürften viele Deutsche von der empfohlenen Menge an Hülsenfrüchten und Nüssen weit entfernt sein. Beide sind die besten Proteinquellen, um Tierprodukte zu ersetzen. Die Verbraucherzentrale Bayern hat ein paar leckere Hülsenfrucht-Rezepte zusammengestellt – echte Planetary-Health-Diet-Rezepte! Genießen Sie außerdem mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag, wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Beim World-Wildlife-Fund finden Sie Vorschläge für EAT-Lancet-konforme Ernährungswochenpläne.
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Flexitarisch ernähren: mit Achtsamkeit und GenussWas ist sonst noch wichtig bei der Planetary Health Diet?
Zentrale Bestandteile der Planetary Health Diet sind der Wasserverbrauch bei der Lebensmittelerzeugung und Möglichkeiten, ihn zu reduzieren. Weltweite Dürren in Folge des Klimawandels oder die Wasserknappheit in europäischen Gemüseanbau-Hotspots wie Andalusien rücken die Wasserfrage in den Fokus. Auch unabhängig vom EAT-Lancet-Speiseplan können Sie durch bewussten Konsum Ihren persönlichen Wasserverbrauch, der mit Ihrer Ernährung zusammenhängt, verringern: vor allem über den Konsum regionaler und saisonaler Lebensmittel und durch weniger Fleisch. Bei der Tierhaltung müssen nicht nur die Tiere selbst getränkt werden: Auch die Futterpflanzen brauchen Wasser.
Eine weitere bedeutende Rolle spielt die Lebensmittelverschwendung. Allein in der EU wurden 2021 58,4 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, davon über die Hälfte von privaten Haushalten. Weltweit waren es 2019 931 Millionen Tonnen. Wie viel Ressourcen man einsparen könnte, wenn die Lebensmittelverschwendung eingedämmt wird! Das Ziel der EAT-Lancet-Kommission ist eine Reduktion der Abfälle um 50 Prozent. Wir selbst können Lebensmittelverschwendung vermeiden, wenn wir nur so viel einkaufen, wie wir verbrauchen, oder Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum prüfen, bevor wir sie wegwerfen.
Zwei aktuelle Trends wirken außerdem der Lebensmittelverschwendung entgegen:
Meal Prepping
Meal Prepping ist das neue Vorkochen und für Single- oder kleine Haushalte ideal. Für diese sind Packungsgrößen im Einzelhandel oft zu groß und vieles droht zu verderben. Beim Meal Prepping erstellen Sie einen saisonalen Wochenspeiseplan, bei dem bestimmte Lebensmittel mehrmals zum Einsatz kommen. Einmal in der Woche gibt’s dann eine Prepping-Session, bei der Sie für eine Woche vorkochen. Das lässt sich auch als tolles Kochevent mit der Familie oder Freunden gestalten. Die Tagesgerichte kommen in Boxen in den Kühlschrank oder ins Eisfach und für jeden Tag ist eine Portion da und nichts verkommt. Beim Bundeszentrum für Ernährung finden Sie Tipps zum Meal Prepping.
Food Sharing
Weitergeben statt wegwerfen funktioniert zum Beispiel über Kooperationen von Tafeln oder anderen karitativen Einrichtungen mit Supermärkten, Bäckereien oder Kantinen. Obst oder Gemüse mit Dellen, nicht verkaufte Backwaren oder zu viel gekochtes Essen werden nicht entsorgt, sondern Bedürftigen zur Verfügung gestellt. Aber der meiste Lebensmittelabfall kommt aus Privathaushalten – um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es die Initiative Food Sharing. Sie vernetzt über ihre Online-Plattform Menschen regional, damit sie überschüssige Lebensmittel nicht wegwerfen müssen, sondern nachbarschaftlich weiterreichen können.
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